Was ist eine Systemische Erkundungsaufstellung?
Durch Aufstellungen lassen sich vielschichtige komplexe Systeme hervorragend beobachten. Und genau darum geht es bei Erkundungsaufstellungen (nach Georg Müller-Christ) im Gegensatz zu Therapie-, Familienaufstellungen oder Problem- und Lösungsaufstellungen. Im Rahmen einer Erkundungsaufstellung lassen wir das System sich selbst ausdrücken und schauen dabei zu. Wir definieren kein konkretes Problem. Natürlich ist es in den meisten Fällen schon so, dass man genau die Stellen sehen möchte, wo wir Probleme oder Spannungen wahrnehmen. Wir erlauben es uns jedoch nicht, den ungewollten Zustand auf eine bestimmte Ursache zu konkretisieren. Das können wir Menschen oftmals auch nicht so gut, wenn wir uns im Problem-Tunnel befinden. Dann können wir Realität zumeist nur sehr ungenau wahrnehmen. In einer Erkundungsaufstellung bekommen wir ziemlich klare Hinweise darauf, wo die Probleme wirklich liegen könnten, und das mitunter sehr deutlich. Der Schlüssel dazu ist die unverfälschte repräsentierende Wahrnehmung der Stellvertreter:innen.
Wie ist der Ablauf einer Aufstellung?
Im Vorfeld bestimmen wir gemeinsam, welche Elemente wir aufstellen. Diesen Elementen ordnen wir Zahlen und /oder Buchstaben zu. Die Elemente werden dann von Menschen repräsentiert, die sich jeweils einen Buchstaben oder eine Zahl aussuchen und sich im Raum verteilen. Das bedeutet wir arbeiten verdeckt, sodass den Stellvertreter:innen während der Aufstellung nicht bekannt ist, wer welches Element repräsentiert. Dadurch können wir den Verstand bestmöglich ausblenden und nur intuitiv agieren mit der Folge, dass sich die Beziehung der Elemente wahrhaftig zeigt. Während der Aufstellung befinden sich die Stellvertreter:innen in der repräsentierenden Wahrnehmung. Über ihre Intuition finden sie einen stimmigen Platz im Raum und drücken gegenüber den anderen Elementen und über sich selbst ihre Wahrnehmung aus. Systematisch befragt die Aufstellungsleitung die Elemente und kann passende Interventionen anbieten. Nach der Aufstellung, die zwischen 30 und 90 Minuten dauern kann, erfolgt eine Auswertungsrunde mit Interpretationsangeboten.
Neue Sichtweisen zulassen
In einer Erkundungsaufstellung treten neue Erkenntnisse zutage. Das bedeutet aber nicht, dass jeder Mensch diese neuen Sichtweisen auch gleich akzeptieren oder zulassen kann. Oft haben wir sehr klare Vorstellungen von der Welt. Diese bezeichnen wir als die Realität und verteidigen sie oftmals gegenüber anderen. Wenn wir aber bereit sind, die neuen Impulse und Irritationen als Möglichkeiten zuzulassen, dann können wir auch zu neuen Erkenntnissen gelangen. Und diese Erkenntnisprozesse vollziehen sich zunächst höchst individuell in der einzelnen Person. Die Zusammenhänge, die sich in einer Systemaufstellung zeigen stimulieren solche Erkenntnisprozesse und verhelfen uns dazu, neue Vorstellungen von der Welt zu entwickeln, was unseren Handlungsspielraum erweitert. Und nicht selten gelangen wir zu einer freieren und gelasseneren Haltung in Bezug auf unser eigenes System.
Lassen sich Systemaufstellungen in ihrer Wirkungsweise erklären?
Bisher ist es größten Teils unklar, wie repräsentierende Wahrnehmung in systemischen Aufstellungen funktioniert und wie Menschen an Informationen gelangen, die sie vorher nicht hatten. Ziehen wir den Vergleich zu einem anderen Beispiel. Hans-Peter Dürr (Physiker) beschreibt es beim Telefonat mit einem Handy in etwa so: bei der Signalübertragung wird eine Delle ins Nichts gemacht, was wir dann elektromagnetische Welle nennen. Diese Delle nimmt unser Gesprächspartner in weiter Entfernung als eine Art Formerkenntnis wahr. Die Beziehungsstruktur ist da, sie ist aber nicht materiell unterbaut. Und dabei ist es auch ganz gleich, an welchem Ort sich mein Gesprächspartner gerade befindet. Und ich muss auch nicht Wissen, wo er sich befindet. Sein Handy klingelt einfach los. Wie man sieht, kommt man hier in eine Art Erklärungsnot insofern man diese Phänomene erklären möchte. Im Falle von elektromagnetischen Wellen wissen wir mittlerweile einfach, dass sie funktionieren. Keiner wundert sich mehr. Und jemand, der bereits einige Systemaufstellungen mitgemacht hat wundert sich auch nicht mehr darüber, wie sie funktionieren. Man weiß, dass sie funktionieren. Über die Quantenphysik erhalten wir mittlerweile einige Erklärungen, wie die Verschränkung oder Nichtlokalität von Informationen. Und so können wir annäherungsweise auch repräsentierende Wahrnehmungen verstehen.
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